1.3.10
Was kommt nach dem Sterben?
Unser gesunder Menschenverstand sagt: Darüber kann man nichts aussagen; keiner,
der wirklich gestorben war, ist wieder lebendig geworden.
„Mit dem Tode ist alles aus!“ Da zerfällt der menschliche Leib wieder in seine Bestandteile.
„Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden!“
Ist wirklich a l l e s aus? Ja, der Mensch wird wieder Staub. War und ist der Mensch
n u r Staub? Nur Materie? Nur im wesentlichen Kohlenstoff?
Hat er zu Lebzeiten nicht eine eigenartige Personalität und Subjektivität gehabt, die wie ein Spiegelbild einer höheren Personalität und Subjektivität anmutet? Hat er nicht etwas Göttliches an sich, wie die Dichter sagen?
„Mit dem Tode ist alles aus?“
Hatte der lebendige Mensch nicht ein Gewissen, ein Wissen um Gut und Böse?
Bewegten ihn nicht Gedanken, die sich untereinander entschuldigten und verklagten?
Oder war das alles nur anerzogene Einbildung?
War die Stiftung des Gewissens in den Menschen ein sinnloser Luxus des Schöpfers? –
Oder steht vielleicht doch hinter dieser Weltwirklichkeit die Großmacht des Guten und
des Bösen?
Lebt im lebendigen Menschen nicht ein merkwürdiger Drang, sich selbst zu übersteigen,
sich im Wissen, im Erkennen, im Tun, zu „transzendieren“ (wie die Philosophen sagen)?
Ist beim Menschen nicht ein Streben ins Göttliche, Unendliche feststellbar, ein Zug und eine Nötigung zum Gerechten und Wahrhaftigen hin?
Sollte das alles ein völlig unerhebliches Empfinden sein? Sinnlos, ohne irgendeine geistliche Realität dahinter?
Oder steckt in dieser Anlage des Menschen doch eine Berufung zum „unendlichen Leben“
(Hebräer 7,16)?
Waren die Ahnungen aller Völker um Gut und Böse, um Himmel und Hölle sinnlose,
unnötige, unrealistische Träumereien ohne jeglichen realen Seinshintergrund?
Waren es reine, belanglose Spintisierereien?
Oder ahnte der Mensch darin doch, dass er eine besondere Stellung im Kosmos habe,
dass sich in ihm Himmel und Erde berühren, und dass der Mensch im Irdischen allein
nicht aufgehen sollte? Dass himmlische, überirdische Zugehörigkeiten und Wirklichkeiten sich in diesen Ahnungen spiegelten?
Dass eine überirdische Berufung über ihm ausgesprochen sei, eine Art Dekret Gottes
zur Teilnahme am metaphysischen (griechisch: meta ta physika – hinter den physikalisch feststellbaren Dingen) Leben? –
Das alles sind indirekte Schlüsse, dass der Mensch eben nicht nur eine Kreatur sei, die vor dem Tode und nach dem Tode total im irdischen, biologischen und materiellen Bezug aufginge.
Der Mensch ist mehr als eine Pflanze oder ein Tier oder eine Zusammensetzung von
Kohlenstoffmolekülen! Wegen dieses irdisch feststellbaren „Mehr“ sind wir unruhig im
Hinblick auf die Frage, ob mit dem Tode alles aus sei, ob alles aus sein könnte?
Noch einmal: Soll das „Göttliche im Menschen“, dieser eigenartige Gottesadel, tatsächlich als etwas völlig Unerhebliches im Tode total ausgelöscht und vernichtet werden?
Oder war und ist dieses Angestrahltsein aus einer „anderen“ Welt doch die Ankündigung
und Signalisierung einer höheren Berufung des Menschen zur zeitlichen und ewigen
Kommunikation (Gemeinschaft) mit einem höheren Wesen, mit Gott?
Das Nachdenken der Menschen aller Zeiten hat es so empfunden: Ein Gottesadel in
uns sucht Verbindung mit dem Unendlichen, Überzeitlichen, Zeitentnommenen.
Die Inder stellten sich eine Allseele vor; die Griechen dachten an überzeitliche, göttliche Ideen.
Genug des Erwägens und Bedenkens. Mit rational-logischer Beweiskraft ist hier nichts
auszumachen.
Mit rationaler Beweiskraft ist aber auch beim gewissenhaften Überdenken aller Tatbestände nichts Negatives, Gegenteiliges auszumachen, als ob mit dem Tode bewiesenermaßen alles aus wäre.
Es könnte sein, dass der Tod nur ein Zwischenakt ist, nicht ein letzter Akt.
Je mehr wir im Leben dieses Göttliche, dieses eigenartige Hineingenommensein in
seine Geschichte verspürt und erfahren haben, umso weniger wahrscheinlich scheint
es, dass der Tod der Schlussakt dieser oft so handgreiflich erfahrenen, nicht abzuleugnenden, auffälligen Geschichte des Menschen mit Gott ist; nein, desto wahrscheinlicher erscheint es uns, dass sie weiter und zu einem Ende geführt werden wird.
Das scheint die logische Forderung und Fortführung aus dem jetzt in diesem Leben von
Gott Erfahrenen zu sein.
Gott hat den Menschen anscheinend zum ewigen Leben bestimmt, weil er als Mensch
eben gottgeliebtes Spiegelbild und Gegenüber Gottes ist.
Der irdische Tod gehört in diese Geschichte Gottes mit dem Menschen zunächst hinein.
Er ist ein Stopp, ein Kontrollpunkt, der vieles – aber nicht alles – abschneidet, der den irdischen Existenzentzug bringt, aber nicht die Totalvernichtung der Geschichte Gottes mit dem Menschen bedeutet.
Der Tod ist ein höchst einschneidender und entscheidender Meilenstein in dieser Geschichte, aber nicht ihr Schlusspunkt. Er ist nicht die abrupte und dumpfe Endstation, nicht der totale Abbruch der Geschichte des Schöpfers mit dem Menschen.
Sonst wären alle vorausgegangenen Begegnungen Gottes mit dem Menschen sinnlose
und unerhebliche Episoden gewesen. Jeder aber, der das Handeln Gottes erfahren hat,
wird bezeugen, dass sie das nicht sind.
Die Geschichte des lebendigen Gottes mit einem lebendigen Menschen ist nicht irrelevanter geistlicher „Hokuspokus“. Sie ist vielmehr sehr real, sehr wirklichkeitsgestaltend und durchwaltend, ein ganz ernsthaftes Handeln Gottes mit uns.
Aus unserer Gottesgeschichte, wie wir sie alle in der Realität unseres Lebens erfahren können, ergibt sich unsere Ewigkeitsgeschichte! Die erstere erhält Anfang und Anlage für die zweite, die über den Tod hinaus weitergeht.
Die Heilige Schrift redet an vielen Stellen über das, was nach dem Tode kommt.
Sie tut das sehr zurückhaltend, aber doch so ausführlich, dass sie uns alles Wissensnotwendige darüber sagt.
Die Geschichte vom „Reichen Mann und armen Lazarus“ (Lukas 16, 19-31 macht uns
deutlich:
a) Es gibt ein Fortleben nach dem Tode. Es gibt einen Himmel und eine Hölle.
b) Der Tod schließt die Möglichkeit des Hinüber und Herüber zwischen diesen zwei
Wirklichkeitssphären endgültig ab.
c) Über diese zwei Bereiche der uns zeitlich und ewig umgebenden Wirklichkeit bekommen wir keine andere Kunde außer über Gottes Wort, das Zeugnis der Gottesmenschen aller Zeiten und der Erfahrung, die Gott jedem Menschen im Ablauf seines Lebens anbietet.
14 Thesen von Pfarrer Walter Hümmer (1909 – 1972)
Pfarrer Walter Hümmer gründete zusammen mit seiner Frau Hanna Hümmer 1949 den
evangelischen Orden der Christusbruderschaft.
der wirklich gestorben war, ist wieder lebendig geworden.
„Mit dem Tode ist alles aus!“ Da zerfällt der menschliche Leib wieder in seine Bestandteile.
„Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden!“
Ist wirklich a l l e s aus? Ja, der Mensch wird wieder Staub. War und ist der Mensch
n u r Staub? Nur Materie? Nur im wesentlichen Kohlenstoff?
Hat er zu Lebzeiten nicht eine eigenartige Personalität und Subjektivität gehabt, die wie ein Spiegelbild einer höheren Personalität und Subjektivität anmutet? Hat er nicht etwas Göttliches an sich, wie die Dichter sagen?
„Mit dem Tode ist alles aus?“
Hatte der lebendige Mensch nicht ein Gewissen, ein Wissen um Gut und Böse?
Bewegten ihn nicht Gedanken, die sich untereinander entschuldigten und verklagten?
Oder war das alles nur anerzogene Einbildung?
War die Stiftung des Gewissens in den Menschen ein sinnloser Luxus des Schöpfers? –
Oder steht vielleicht doch hinter dieser Weltwirklichkeit die Großmacht des Guten und
des Bösen?
Lebt im lebendigen Menschen nicht ein merkwürdiger Drang, sich selbst zu übersteigen,
sich im Wissen, im Erkennen, im Tun, zu „transzendieren“ (wie die Philosophen sagen)?
Ist beim Menschen nicht ein Streben ins Göttliche, Unendliche feststellbar, ein Zug und eine Nötigung zum Gerechten und Wahrhaftigen hin?
Sollte das alles ein völlig unerhebliches Empfinden sein? Sinnlos, ohne irgendeine geistliche Realität dahinter?
Oder steckt in dieser Anlage des Menschen doch eine Berufung zum „unendlichen Leben“
(Hebräer 7,16)?
Waren die Ahnungen aller Völker um Gut und Böse, um Himmel und Hölle sinnlose,
unnötige, unrealistische Träumereien ohne jeglichen realen Seinshintergrund?
Waren es reine, belanglose Spintisierereien?
Oder ahnte der Mensch darin doch, dass er eine besondere Stellung im Kosmos habe,
dass sich in ihm Himmel und Erde berühren, und dass der Mensch im Irdischen allein
nicht aufgehen sollte? Dass himmlische, überirdische Zugehörigkeiten und Wirklichkeiten sich in diesen Ahnungen spiegelten?
Dass eine überirdische Berufung über ihm ausgesprochen sei, eine Art Dekret Gottes
zur Teilnahme am metaphysischen (griechisch: meta ta physika – hinter den physikalisch feststellbaren Dingen) Leben? –
Das alles sind indirekte Schlüsse, dass der Mensch eben nicht nur eine Kreatur sei, die vor dem Tode und nach dem Tode total im irdischen, biologischen und materiellen Bezug aufginge.
Der Mensch ist mehr als eine Pflanze oder ein Tier oder eine Zusammensetzung von
Kohlenstoffmolekülen! Wegen dieses irdisch feststellbaren „Mehr“ sind wir unruhig im
Hinblick auf die Frage, ob mit dem Tode alles aus sei, ob alles aus sein könnte?
Noch einmal: Soll das „Göttliche im Menschen“, dieser eigenartige Gottesadel, tatsächlich als etwas völlig Unerhebliches im Tode total ausgelöscht und vernichtet werden?
Oder war und ist dieses Angestrahltsein aus einer „anderen“ Welt doch die Ankündigung
und Signalisierung einer höheren Berufung des Menschen zur zeitlichen und ewigen
Kommunikation (Gemeinschaft) mit einem höheren Wesen, mit Gott?
Das Nachdenken der Menschen aller Zeiten hat es so empfunden: Ein Gottesadel in
uns sucht Verbindung mit dem Unendlichen, Überzeitlichen, Zeitentnommenen.
Die Inder stellten sich eine Allseele vor; die Griechen dachten an überzeitliche, göttliche Ideen.
Genug des Erwägens und Bedenkens. Mit rational-logischer Beweiskraft ist hier nichts
auszumachen.
Mit rationaler Beweiskraft ist aber auch beim gewissenhaften Überdenken aller Tatbestände nichts Negatives, Gegenteiliges auszumachen, als ob mit dem Tode bewiesenermaßen alles aus wäre.
Es könnte sein, dass der Tod nur ein Zwischenakt ist, nicht ein letzter Akt.
Je mehr wir im Leben dieses Göttliche, dieses eigenartige Hineingenommensein in
seine Geschichte verspürt und erfahren haben, umso weniger wahrscheinlich scheint
es, dass der Tod der Schlussakt dieser oft so handgreiflich erfahrenen, nicht abzuleugnenden, auffälligen Geschichte des Menschen mit Gott ist; nein, desto wahrscheinlicher erscheint es uns, dass sie weiter und zu einem Ende geführt werden wird.
Das scheint die logische Forderung und Fortführung aus dem jetzt in diesem Leben von
Gott Erfahrenen zu sein.
Gott hat den Menschen anscheinend zum ewigen Leben bestimmt, weil er als Mensch
eben gottgeliebtes Spiegelbild und Gegenüber Gottes ist.
Der irdische Tod gehört in diese Geschichte Gottes mit dem Menschen zunächst hinein.
Er ist ein Stopp, ein Kontrollpunkt, der vieles – aber nicht alles – abschneidet, der den irdischen Existenzentzug bringt, aber nicht die Totalvernichtung der Geschichte Gottes mit dem Menschen bedeutet.
Der Tod ist ein höchst einschneidender und entscheidender Meilenstein in dieser Geschichte, aber nicht ihr Schlusspunkt. Er ist nicht die abrupte und dumpfe Endstation, nicht der totale Abbruch der Geschichte des Schöpfers mit dem Menschen.
Sonst wären alle vorausgegangenen Begegnungen Gottes mit dem Menschen sinnlose
und unerhebliche Episoden gewesen. Jeder aber, der das Handeln Gottes erfahren hat,
wird bezeugen, dass sie das nicht sind.
Die Geschichte des lebendigen Gottes mit einem lebendigen Menschen ist nicht irrelevanter geistlicher „Hokuspokus“. Sie ist vielmehr sehr real, sehr wirklichkeitsgestaltend und durchwaltend, ein ganz ernsthaftes Handeln Gottes mit uns.
Aus unserer Gottesgeschichte, wie wir sie alle in der Realität unseres Lebens erfahren können, ergibt sich unsere Ewigkeitsgeschichte! Die erstere erhält Anfang und Anlage für die zweite, die über den Tod hinaus weitergeht.
Die Heilige Schrift redet an vielen Stellen über das, was nach dem Tode kommt.
Sie tut das sehr zurückhaltend, aber doch so ausführlich, dass sie uns alles Wissensnotwendige darüber sagt.
Die Geschichte vom „Reichen Mann und armen Lazarus“ (Lukas 16, 19-31 macht uns
deutlich:
a) Es gibt ein Fortleben nach dem Tode. Es gibt einen Himmel und eine Hölle.
b) Der Tod schließt die Möglichkeit des Hinüber und Herüber zwischen diesen zwei
Wirklichkeitssphären endgültig ab.
c) Über diese zwei Bereiche der uns zeitlich und ewig umgebenden Wirklichkeit bekommen wir keine andere Kunde außer über Gottes Wort, das Zeugnis der Gottesmenschen aller Zeiten und der Erfahrung, die Gott jedem Menschen im Ablauf seines Lebens anbietet.
14 Thesen von Pfarrer Walter Hümmer (1909 – 1972)
Pfarrer Walter Hümmer gründete zusammen mit seiner Frau Hanna Hümmer 1949 den
evangelischen Orden der Christusbruderschaft.
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